Am 23.06.2025 fand am Institut für Energieübertragung und Hochspannungstechnik (IEH) der zweite Stakeholder-Workshop zur Wärmewende am Campus Vaihingen statt. Die Teilnehmenden waren auch dieses Mal wieder Vertreter:innen des Universitätsbauamtes Stuttgart und Hohenheim, des Heizkraftwerks Pfaffenwald, des Green Offices der Universität Stuttgart sowie des Dezernats 6 für Facility Management, der Mitarbeitenden und der Studierenden der Universität Stuttgart sowie Vertreter:innen des Studierendenwerks Stuttgart, des Wohnheims Straussäcker 2 und des studentischen Vereins „Crossing Borders Stuttgart“.
Der Workshop verfolgte zwei Ziele: Zum einen sollten die Stakeholder zentrale Parameter für die Modellierung und Simulation zukünftiger Energieversorgungssysteme am Campus Vaihingen festlegen. Zum anderen sollten sie Kriterien zur Bewertung verschiedener Energieversorgungssysteme gewichten.
Zunächst erhielten die Stakeholder einen Einblick in die Funktionsweise der Energiesystemmodellierung und -simulation und lernten die in DiTEnS entwickelten Parameter kennen. Parameter haben einen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse von Energiesystemmodellierung und -simulation, da sie als Eingabewerte das Verhalten des Modells bestimmen. Sie beschreiben v.a. physikalische, technische, wirtschaftliche, betriebliche oder soziale Eigenschaften der Komponenten und Rahmenbedingungen des Energiesystems. Dies sind in DiTEnS z.B. Energieträgerpreise, Flächenpotenziale, Abwärmepotenziale oder die Art der Betriebsführung. Die Kombination unterschiedlicher Parametereinstellungen bildet letztlich ein Szenario – also eine Zukunftsvorstellung darüber, wie sich ein Energiesystem unter bestimmten Annahmen verhält.
In Kleingruppen diskutierten die Stakeholder, welche Parametereinstellungen für die Modellierung des zukünftigen Energiesystems des Campus Vaihingen besonders interessant sein könnten, bestimmten deren Einstellung und legten somit verschiedene Szenarien fest. Somit können die Vorstellungen und Annahmen der Stakeholder in unserer Energiesystemmodellierung berücksichtigt werden.

Im zweiten Teil des Workshops drehte sich alles um die Methode der multi-kriteriellen Entscheidungsanalyse (MCDA). MCDA-Ansätze werden zunehmend im Kontext komplexer Entscheidungen in der Energieplanung eingesetzt mit dem Ziel, unterschiedliche (meist konfligierende) Interessen aufzudecken und einen Konsens zu fördern.
In einer MCDA werden dabei zunächst Entscheidungsalternativen – bei uns sind dies verschiedene modellierte Energieversorgungsvarianten – festgelegt. Dann erfolgt eine Auswahl von Kriterien, die wichtig im Hinblick auf die Entscheidung für ein Versorgungssystem sind (z.B. THG-Emissionen, Flächennutzung, Gesamtkosten). Stakeholder bewerten im nächsten Schritt, wie wichtig ihnen die einzelnen Kriterien sind. Jede Energieversorgungsvariante wird anhand dieser Kriterien – größtenteils durch Ergebnisse aus unserer Energiesystemmodellierung oder der Betriebssimulation – bewertet (z.B. THG-Emissionen in Tonnen CO2-Äquivalenten) und im letzten Schritt mit den Stakeholder-Gewichtungen verrechnet. Daraus ergibt sich schließlich ein Ranking der Energieversorgungsvarianten und sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten in der Bewertung von Stakeholdern können aufgedeckt werden.
Nachdem der Ansatz der MCDA vorgestellt wurde, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, in einem Gallery Walk die von uns zuvor entwickelten Kriterien kennenzulernen und kritisch zu diskutieren. Anschließend gewichteten die Teilnehmenden die Kriterien.


Diese Gewichtungen werden wir zur Diskussion in den folgenden Workshops im Juli nutzen, in denen es um konkrete Energieversorgungssysteme für den Campus Vaihingen gehen soll.
Wir danken allen Teilnehmenden für die spannenden Beiträge und freuen uns bereits auf die Fortsetzung des Dialogprozesses!